Forschungsprojekt "Spezifizitaet als grammatische Kategorie zwischen Intentionalitaet und Indexikalitaet"
opus-magnum-Foerderung durch die Fritz-Thyssen Stiftung und die VolkswagenStiftung

Oktober 2008 - September 2010


Zusammenfassung

Die grammatische Kategorie "Spezifizitaet" laesst sich an den Satz verdeutlichen, den Umberto Eco als Motivation fuer das Verfassen seines Roman "Der Name der Rose" geaeussert hat: Umberto Eco: "Ich hatte den Drang, einen Moench zu vergiften." Dieser Satz hat (mindestens) zwei Lesarten: (i) in der spezifischen Lesart wollte Eco einen bestimmten Moench (literarisch) vergiften und in der nicht-spezifischen Lesart wollte er einfach einmal irgendeinen Moench vergiften. Dieser feine, aber doch sehr wichtige Kontrast wurde erst Ende der 60er Jahre von der theoretischen Linguistik beschrieben, die dann die neue referenzielle Kategorie "Spezifizitaet" neben der altbekannten Kategorie "Definitheit" etablieren konnte. Spezifizitaet hat etwas mit dem Sprecherwissen ueber die Identitaet Referenten zu tun, d.h. mit der Identitaet des Objekts, auf das wir verweisen oder referieren. In einem spezifischen Gebrauch einer indefiniten Nominalphrase (ein Moench) drueckt die Sprecher seine Intention oder Absicht aus, auf einen bestimmten Referenten verweisen zu wollen.

Diese neue Kategorie wurde in den folgenden Jahren in vielen Sprachen nachgewiesen und so liessen sich zuvor schwer zu erklaerenden grammatische Kontraste besser beschreiben. Gleichzeitig hat die theoretische Diskussion um Spezifizitaet unser Verstaendnis von dem referenziellen Verhalten von indefiniten Nominalphrasen wie ein Moench wesentlich erweitert. Dennoch ist bisher keine abschliessende Theorie entwickelt worden. Die Komplexitaet der Problemlage laesst sich daran zeigen, dass die klare Trennung zwischen einer spezifischen und einer nicht-spezifischen Lesart verschwindet, wenn ich den oben zitierten Satz selbst berichte: "Umberto Eco hatte den Drang, einen Moench zu vergiften." Hier gibt es nun eine zusaetzliche Lesart, nach der ich als Sprecher den Moench zwar nicht identifizieren kann (= nicht-spezifisch), Umberto Eco als Traeger einer Intention dies jedoch kann (= spezifisch).
Das vorliegende Projekt wird eine neuartige Theorie referenzieller Kategorien am Beispiel der Spezifizitaet entwickeln, in der die Intention der Sprecher und die indexikalische Verankerung der Ausdruecke zu einer allgemeinen Theorie zusammengefuehrt werden. Damit wird auch ein Beitrag zu der allgemeinen Debatte ueber Referenz und Kommunikation geleistet, so dass sich das Projekt an der Schnittstelle von Grammatik, Semantik, Pragmatik, Sprachphilosophie und einer Theorie der Kommunikation befindet.